Sie können also doch auch: einen Arbeitssieg unspektakulär nach Hause fahren. Das ist zwar nicht besonders aufregend, aber kein schlechtes Zeichen für den Verlauf der Saison. Ein Blogeintrag zur Ergänzung dieses nicht besonders aufregenden Spielberichts.
Die Fakten: Die Thomas Sabo Ice Tigers (16 Spiele/25 Punkte, 57:53 Tore, 7.) holen durch das 3:1 (1:1, 1:0, 1:0) gegen den Augsburger EV (17/25/40:53, 9.) die Punkte fünf bis sieben von den jüngst möglichen neun Punkten.
Zitierfähig, Teil eins: “Not too much. Actions speak louder than words.” (Casey Borer auf die Frage, was Jeff Tomlinson seinen Spielern in der ersten Drittelpause mitteilen wollte)
Die Statistik: Jason Jaspers hat getroffen. Einfach so. Ein Schritt nach vorne in den Schussschatten des Verteidigers. Ein platzierter Handgelenkschuss. Ein Torhüter, dem die Sicht versperrt war. Einfach so. Am Freitagabend in Hannover hatte Jaspers einen Schuss geblockt. Auf der Bank dachten die Trainer, dass er sich dabei den Fuß gebrochen hatte. Jaspers aber stand auf, humpelte und blockte noch einen Schuss. “Er ist ein Warrior. Solche Spieler braucht man, um zu gewinnen”, sagte Tomlinson, machte eine kleine Pause, um zu ergänzen: “Gut, wir haben nicht gewonnen.” Aber es ist klar, was der Trainer gemeint hat. Jaspers bietet das ganze Programm, selbst wenn er den “längsten Slump… wahrscheinlich seiner Karriere” (Tomlinson) erleiden muss, also 15 Spiele ohne Torerfolg bleibt.
Die Wende: Gut, ich muss mir mal einen neuen Namen für diese Rubrik überlegen. Denn natürlich war es keine Wende, als Connor James nach einer gefühlten Minute Power-Play bei even strength den Puck einfach hergab, Ryan Thang keinen Blick nach hinten warf, Tyler Weiman ein winzigen Schritt zur Seite ging und der Puck über seiner Fanghand einschlug. Das Augsburger 1:1 hat das Spiel aber unnötig spannend gemacht, denn, wollen wir ehrlich sein: Ohne Patrick Ehelechner sind die nicht viel besser als Düsseldorf (allerdings mit Goepfert). Denn auch wenn Dusan Frosch sofort – also nach einer Kabinenpredigt und dem Wiederanpfiff – gekontert hat, war das zeitweise schon ziemlich qualvoll heute. Oder solide, so wie Tomlinson die Drittel zwei und drei beschrieb und dabei ausschließlich die Defensivarbeit meinte. Aber vielleicht sollte man einer Mannschaft, die nicht zum ersten Mal ohne sechs (in Versalien: SECHS) Spieler antreten muss, auch mal ein solides Spiel gönnen.
Zitierfähig, Teil 2: “Mein Fuß.” (Jeff Tomlinson auf die Frage, was denn alles kaputt gegangen ist bei seiner Kabinenansprache in der ersten Drittelpause. Dass er dabei von Servus TV gefilmt worden war, wollte der Trainer angeblich nicht einmal gewusst haben. Jetzt kann er sich selbst bis übers Saisonende hinaus beim Ausrasten zusehen, schließlich hat er ziemlich gutes Material für emotionale Zusammenschnitte geliefert.)
Guter Stil: Tomlinson hat Tyler Weiman an Team Canada weiterempfohlen. Man solle sich von den Statistiken nicht verwirren lassen, der Torhüter spiele ein gutes Jahr, will der Trainer an die Verantwortlichen weitergegeben haben. Damit ist klar, dass Kanada beim Deutschland Cup leider oder besser: zum Glück nicht mit teuren Lockout-Profis antreten wird (Weiman wird James und dem potenziellen deutschen Nationalspieler Brett Festerling eine Reisegruppe bilden) und dass Tomlinson nicht etwa Weiman (mit Ausnahme vom Spiel in Hannover) für die vielen Gegentore verantwortlich macht.
Schlechter Stil: Als Journalist, der seine Berichte von späten Spielen mit ertönen der Schlusssirene fertig haben muss, habe ich überhaupt nichts gegen eine um 270 Sekunden verlängerte Bruttospielzeit. Aber erstaunlich ist es schon, dass Power Breaks in jedem Spiel gebraucht werden, obwohl nur eines übertragen wird, dessen Power Breaks wiederum nur durch Eigenwerbung gefüllt werden.
Nicht dabei: Vitalij Aab, Evan Kaufmann, Steven Reinprecht, Steven Rupprich, Jame Pollock, Tim Schüle – mit Schüle und Pollock kann man eventuell zum Neustart in Wolfsburg wieder rechnen, bei Rupprich kann man einen Kahnbeinbruch noch nicht ausschließen, Reinprecht wäre dann der nächste in der Reihenfolge.
Unsung two stars: Die beiden Schiedsrichter (vielen Dank für jedes Spiel, in dem der Kollege vom Radio nebenan nicht ausfällig wird).
Fotos: Roland Fengler