Ach, war das schön im Vorjahr, als wir uns die letzten Wochen einer miesen Saison mit dem Benoten von Spielern verschönert haben. Dazu war diesmal keine Zeit, wobei mich die Differenzen diesmal weit mehr interessiert hätten. Deshalb bitte ich euch, die Kommentarfunktion (unter den Texten vom NZ-Kollegen Jennemann und mir) trotzdem noch zum Bewerten zu nutzen. Die Regeln: 1 bis 6, benotet werden nur Spieler, die die Hälfte der Saison absolviert haben und sollte sich die Kurz-Play-off-Leistung stark von den Leistungen in der regulären Saison unterscheiden, so ist das bitte in Klammern festzuhalten. Vielen Dank.
Dürfen/müssen bleiben:
#30 Tyler Weiman
Sein Tag war der 5. Januar 2013. Im Winter Game gegen die Eisbären Berlin zeigte der Keeper eine herausragende Leistung. Immer war das nicht so, Weiman spielte durchwachsen. In Partie Nummer 48 gegen Wolfsburg blieb er beim 4:0-Sieg nur einmal ohne Gegentor, zwei Partien später ließ er sich bei einem Schuss von Hannovers Sascha Goc aus der neutralen Zone zum 1:2-Endstand düpieren.
44 Spiele, 21 Siege, 22 Niederlagen, 2,95 Gegentorschnitt, 90,6 %
Note 4
#29 Andreas Jenike
Bankdrücker, Vorbild, Hoffnungsträger. Ein wildes Jahr für den Tölzer „Saupreiß’n“, das ihn äußerlich allerdings wie immer völlig kaltgelassen hat. Jenike wird seinen Weg konsequent bis zum Ende gehen, ganz sicher.
13 Spiele, 3 Siege, 6 Niederlagen, 2,36 Gegentorschnitt, 92,7 %
Note 3
#2 Brett Festerling
Von Spiel zu Spiel steigerte sich der Deutschkanadier nach einem verhaltenen Beginn. So schwang er sich bis zum Ende der Hauptrunde zum vielleicht stabilsten Verteidiger auf und nahm damit bis zur Qualifikation gegen Wolfsburg die entgegengesetzte Entwicklung zu Casey Borer. In den drei Spielen gegen die Niedersachsen schlicht und einfach stark, was für die nächste Saison hoffen lässt.
41 Spiele, 1 Tor, 8 Vorlagen, 50 Strafminuten, minus 5
Note 3 (Play-offs: 2)
#8 Jame Pollock
In der Hauptrunde probierte er viel, gelingen wollte ihm wenig. Fehlpässe, Stellungsfehler, dumme Fouls, Unsicherheiten — ein Schwachpunkt. In den Pre-Play-offs erinnerte Pollock plötzlich an den Pollock, den viele von früher in Erinnerung hatten. So wie mit seinem Hammer zum 3:5-Endstand im letzten Spiel der Saison. Da suchten ihn die Mitspieler in Überzahl, in den meisten Spielen davor, taten sie es nicht.
46 Spiele, 8 Tore, 18 Vorlagen, 82 Strafminuten, plus 4
Note 4 (Play-offs: 2)
#10 Marco Nowak
Zwei Play-off-Spiele hat er absolviert, voller Einsatz und Hingabe — an der Seite von Radioreporter Andreas Lindner. Dass er dort saß, mit seinem Arm in einer Schlinge, und sich für die Fans den Mund fusselig quatschte, sagt viel aus über diesen talentierten Verteidiger, der sowohl für die Ice Tigers als auch für die Nationalmannschaft die Zukunft darstellt.
44 Spiele, 4 Tore, 13 Vorlagen, 24 Strafminuten, plus 4
Note 2
#26 Peter Lindlbauer
Von einem jungen Offensivverteidiger sollte man in seiner ersten kompletten DEL-Saison nicht zu viel erwarten. Lindlbauer spielte beständig, nie richtig überragend und auch nie katastrophal.
31 Spiele, 1 Tor, 7 Vorlagen, 10 Strafminuten, minus 4
Note 4
#27 Tim Schüle
Jeff Tomlinson gilt als Trainer, der junge Spieler entwickelt, fördert und dabei den richtigen Ton trifft, Bengt-Ake Gustafsson gilt als das Gegenteil. Die Entwicklung von Tim Schüle widerlegt beide Behauptungen. Nach dem Trainerwechsel stabilisierte sich das Spiel des dynamischen Verteidigers. Gut, dass er in Nürnberg bleibt.
39 Spiele, 5 Tore, 1 Vorlage, 10 Strafminuten, plus 7
Note 4
#9 Evan Kaufmann
Ein lädiertes Handgelenk machte dem giftigen Angreifer einen Strich durch eine Saison, in der er unheimlich wichtig gewesen wäre und eigentlich werden sollte. So aber musste er den Saisonverlauf der Ice Tigers, das Abstürzen, das Winter Game, das Aufbäumen aus Nordamerika als Unbeteiligter verfolgen, ohne eingreifen zu können. Kam spät zurück, zu spät.
16 Spiele, 4 Tore, 7 Vorlagen, 12 Strafminuten, minus 4
#15 Steven Rupprich
Solider Kämpfer, mit Einsatz. Damit ist fast alles gesagt. Verstand es, dem Gegner unter die Haut zu gehen, verstand es aber wie fast die komplette vierte Sturmreihe nach seinem Tor im ersten Spiel gegen Wolfsburg nicht, sich darauf zu konzentrieren.
43 Spiele, 3 Tore, 2 Vorlagen, 12 Strafminuten, minus 6
Note 4
#17 Patrick Reimer
Versuchte das Team zu führen, gerade in der kritischen Phase der Saison. Wollte, kämpfte und schoss mit 21 die meisten Tore der Nürnberger in der Hauptrunde, legte gegen Wolfsburg aber keinen Treffer nach und keinen vor. Wirkte gerade im letzten Spiel im Abschluss gehemmt.
52 Spiele, 21 Tore, 24 Vorlagen, 46 Strafminuten, plus 5
Note 3 (Play-offs: 5)
#19 Jason Jaspers
Das „Radio“ lief nicht störungsfrei: Klagte nicht über diverse Blessuren, obwohl er Grund genug dazu gehabt hätte, wurde dadurch aber gebremst. Mehr als seine sieben Tore hatten sich die Ice Tigers dennoch von ihm versprochen. Brachte seine kraftraubende Spielweise so auch gegen Wolfsburg nicht wirkungsvoll genug ein.
52 Spiele, 7 Tore, 24 Vorlagen, 30 Strafminuten, minus 1
Note 4
#20 Connor James
Bester Forechecker der DEL, der perfekte Spieler, wenn Jeff Tomlinson hinter der Bande steht. Unter Gustafsson immer noch verlässlich, hatte aber oft unter wechselnden und lethargischen Nebenleuten zu leiden.
52 Spiele, 17 Tore, 23 Vorlagen, 24 Strafminuten, minus 1
Note 3
#21 Patrick Buzas
Sollte dem Gegner im vierten Angriff in erster Linie wehtun, verspürte jedoch lange selber den Schmerz. Schulter verletzt, lange Zwangspause, spätes Comeback, ähnlich wie bei Kaufmann.
18 Spiele, 2 Tore, 3 Vorlagen, 4 Strafminuten, plus 4
#22 Yan Stastny
Die Frage, wie die Saison der Ice Tigers und speziell die Saison ihres potenziell besten und wichtigsten Spielers verlaufen wäre, wenn sich Paul Stastny nicht in München, sondern in Nürnberg auf den verspäteten Start der NHL vorbereitet hätte, ist unzulässig. Von einem Spieler wie Yan Stastny muss man erwarten können, dass er auch ohne seinen Bruder sein hervorragendes Potenzial konstant abruft. Stattdessen hat er seine Unlust inszeniert. Erst in den Play-offs drehte er wieder auf. Da war es jedoch schon zu spät. Enttäuschend.
42 Spiele, 16 Tore, 17 Vorlagen, 83 Strafminuten, plus 5
Note 5 (Play-offs: 3)
#42 Yasin Ehliz
War in den schlimmsten Phasen stets der beste Ice Tiger, weil er Unruhe und Unsicherheit widerstand wie man das von einem 600-Spiele-NHL–Veteran erwarten darf. In den Play-offs offenbarte sich dann aber doch, dass Ehliz ein 20 Jahre junger Draufgänger ist, der noch viel zu lernen hat. Zum Beispiel, dass man sich von kantigen, harten Spielern wie dem Wolfsburger Benedikt Schopper nicht provozieren lassen sollte.
47 Spiele, 13 Tore, 12 Vorlagen, 43 Strafminuten, plus 6
Note 2
#93 Leo Pföderl
„Übt auch noch einen ,richtigen‘ Beruf aus. In der Baufirma seines Vaters von Montag bis Freitag…“ so beginnt der Text aus dem Zwischenzeugnis und eigentlich hätte man den hier so stehen lassen können. Weil Pföderl einen richtigen Beruf hat und unter der Woche nicht in Nürnberg trainieren konnte, setzte Bengt-Ake Gustafsson den furchtlosen Tölzer kaum noch ein. Das wird sich sicher ändern.
23 Spiele, 3 Tore, 1 Vorlage, 6 Strafminuten, plus 1
Note 3
Muss sich eine Wohnung in Hohenschönhausen suchen:
#55 Casey Borer
Einst gab es einen Verteidiger in Nürnberg, der zunächst überraschte mit seinem Offensivdrang, seinen Führungsqualitäten, seinen technischen Fähigkeiten, der dann jedoch bei einem anderen Team unterschrieb und sich mit unverschämt schlechten Leistungen in den Play-offs verabschiedete. 2008 war das Sean Brown. 2013 ist das der Neu-Berliner Borer.
49 Spiele, 11 Tore, 18 Vorlagen, 61 Strafminuten, plus 1
Note 2 (5)
Hat bereits eine Wohnung in Hohenschönhausen:
#65 Daniel Weiß
Berlins Leihgabe wehrte sich, zeigte Zweikampfhärte, jedoch auch, dass sein Spiel limitiert ist. Kam als Kaderergänzung als letzter Profi zu den Ice Tigers und bleib bei dieser Rolle.
34 Spiele, 2 Tore, 5 Vorlagen, 30 Strafminuten, minus 2
Note 4
Spaltet künftig die Fanbasis der Iserlohn Roosters:
#81 Dusan Frosch
Genießt nicht das beste Standing beim Publikum, lieferte aber Futter für die Kollegen. 28 Vorlagen sind der zweitbeste Wert. Frosch war der Stürmer, der am ehesten an den besser postierten Mitspieler als an den eigenen Abschluss dachte. Mit seinem mannschaftsdienlichen Spiel als viertbester Scorer absolut im Soll.
52 Spiele, 6 Tore, 28 Vorlagen, 22 Strafminuten, plus 3
Note 3
Entscheiden selbst, ob sie bleiben wollen:
#5 Rob Leask
Nein, dieser 41 Jahre alte Mann scheint auch nach 921 DEL-Partien immer noch nicht genug Eishockey gespielt zu haben. Anders ist diese Leistungssteigerung gegen Saisonende nicht zu erklären. Hätten alle Ice Tigers so viel Herz, Leidenschaft und Stolz gezeigt, würde dieses Zeugnis erst in sechs Wochen erscheinen — nach der Meisterschaftsfeier.
50 Spiele, 0 Tore, 6 Vorlagen, 66 Strafminuten, plus 5
Note 4 (2)
#52 Sven Butenschön
Oft arg unterschätzt, obwohl er die kleinen Dinge in den meisten Fällen mit simplem Spiel löste. Gegen Wolfsburg über die gesamte Serie vielleicht der beste aller Ice Tigers. Riss im zweiten Spiel die Führungsrolle an sich, opferte sich auf und schoss in Niedersachsen im zweiten Spiel den wichtigen, aber bedeutungslosen 2:4-Anschluss in beeindruckender Manier.
50 Spiele, 2 Tore, 1 Vorlage, 64 Strafminuten, minus 8
Note 3 (2)
Müssen gehen/dürfen bleiben:
#11 Ryan Bayda
In seiner Zeit als NHL-Spieler war er ein verlässlicher, unauffälliger Arbeiter, hatte dabei aber seine „Wow, war das wirklich der Bayda?“-Momente. In der DEL hat sich das eigentlich nicht geändert — nur ist der Anspruch ein anderer. Mit netten und verlässlichen Spielern werden sich die Ice Tigers nicht weiterentwickeln.
50 Spiele, 9 Tore, 22 Vorlagen, 36 Strafminuten, plus 8
Note 4
#28 Steven Reinprecht
Stieß erst nach Saisonbeginn ohne Vorbereitung zum Team, begann stark, fiel dann in ein Loch und ließ ebenso stark nach. Zum Saisonende ging es aufwärts, gegen Wolfsburg zeigte der einstige Stanley-Cup-Sieger gute Leistungen.
33 Spiele, 9 Tore, 19 Vorlagen, 10 Strafminuten, plus 6
Note 4 (2)
Müssen gehen:
#16 Eric Chouinard
Jeder Eishockey-Spieler, der einst in der ersten Runde der Talentziehung der NHL ausgewählt wurde, jetzt aber im Bus eines DEL-Klubs auf dem Weg nach Iserburg oder Wolfslohn sitzt, muss sich fragen, wie es soweit kommen konnte. Man muss davon ausgehen, dass sich der Franko-Kanadier diese Frage nie ernsthaft gestellt hat. Eishockey ist ein Mannschaftssport, trotzdem war allein der Topscorer der Ice Tigers Teil des Problems der Ice Tigers.
52 Spiele, 16 Tore, 31 Vorlagen, 20 Strafminuten, plus 3
Note 4 (Play-offs: 5)
#18 Vitalij Aab
Kein Körperspiel, ein 1,90 Meter großes Phlegma, aber eben auch nimmermüden Einsatz und stets mehr als zehn Tore pro Saison — das hat man von Vitalij Aab verlässlich bekommen. Bis zu dieser Saison. Nach seiner Schulterverletzung musste Aab checken, rennen und checken — das entspricht weder seinem Charakter noch seinem Stil, das hat er odentlich gelöst. Mehr allerdings auch nicht.
27 Spiele, 1 Tor, 0 Vorlagen, 10 Strafminuten, minus 5
Note 4